Problemstellung

Auf den beiden Familiensynoden von 2014 und 2015, ebenso wie in den Verlautbarungen der Beteiligten zwischen den Synoden, zeigte sich, dass die teilnehmenden Bischöfe in dramatischer Weise zerstritten waren. Dabei ging es in erster Linie um die Frage, ob Geschiedene und Wiederverheiratete zum Empfang der hl. Kommunion zugelassen werden dürfen.

Auf der einen Seite stand die Gruppe der Bischöfe, die die Ehemoral der Kirche verteidigten, und auf der anderen Seite stand die Gruppe der Bischöfe, die die Ehelehre der Kirche umstürzen wollten. Zu ihren Wortführern gehörten die Kardinäle Walter Kasper und Christoph Schönborn.

Die Schrift zeichnet die Auseinandersetzungen nach und thematisiert insbesondere die kritischen Paragraphen in den beiden Abschlussdokumenten. Ein besonderes Augenmerk richtet sie auf die Maßnahmen des Papstes, mit denen er die Fraktion der liberalen Synodenväter unterstützte.

Gegenstand der Untersuchung ist auch die Rede von Franziskus, die er zum 50. Jahrestag der Institution der Bischofssynode hielt, mit der er unter dem von ihm geprägten Begriff der Synodalität eine grundlegende Veränderung der Struktur der Kirche ankündigte. Ein wichtiger Aspekt der von ihm angestrebten Synodalität ist eine Dezentralisierung der Kirche, und der Papst kündigte an, prüfen zu lassen, ob den Bischofskonferenzen eine „echte Lehrautorität“ zuerkannt werden kann.
Es wird in dieser Schrift gezeigt, auf welche Weise eine „echte Lehrautorität“ der Bischofskonferenzen in der Frage des Kommunionempfangs für Geschiedene Wiederverheiratete im Abschlussdokument der Synode von 2015 einschlussweise bereits vorweggenommen wurde.
Schließlich bietet die Schrift eine ausführliche Untersuchung des umfangreichen nachsynodalen Schreibens des Papstes, Amoris laetitia, das am 8. April 2016 veröffentlicht wurde. Nur das achte von insgesamt neun Kapiteln behandelt die Ehemoral der Kirche; die anderen Kapitel thematisieren die Lebenswirklichkeit in der Familie wie sie tatsächlich ist bzw. sein sollte. Diese Kapitel werden im Vergleich zur Analyse des achten Kapitels nur kurz dargestellt. Das achte Kapitel wird hingegen systematisch behandelt, wobei 17 der insgesamt 21 Abschnitte thematisiert werden, und das Schwergewicht auf den Abschnitten 300 und 305 liegt. Dabei wird auch deutlich, auf welche Weise die von Franziskus angestrebte Dezentralisierung der Kirche im Bereich der Ehemoral durch Amoris laetitia verwirklicht wird.
Insbesondere in Bezug auf Artikel 305 wird nachgewiesen, dass Amoris laetitia einen Bruch mit der Ehemoral der Kirche vollzieht, der sogar die gesamte Morallehre der Kirche betrifft. Darüber hinaus zeigt die Schrift erstaunliche Parallelen auf, die zwischen dem Zweiten Vatikanum und den Familiensynoden bestehen.